Geschichte

Das Fechten auf Hieb und Stich, auch Doppel- oder Rencontrefechten genannt, wird nicht in allen Quellen erwähnt. Dort, wo es aber vorkommt, gibt es keinen Zweifel, dass es weder für gymnastische Zwecke, noch fürs Duell, sondern für den Ernstfall gedacht ist. In der gründlichen und vollständigen Anweisung in der deutschen Fechtkunst, 1798,heißt es treffend: "Bei Anfällen aber, und im Krieg, wo es lediglich auf die Verletzung ankömmt, bindet man sich an keinerlei Ordnung, und Stoß und Hieb sind daher gleich recht."

Grundsätzlich wird vorrausgesetzt, dass man bereits sehr viele Vorkenntnisse im Fechten nur auf Stich und nur auf Hieb hat, die Kapitel über das Rencontrefechten sind stets kurz und berufen sich auf die vorhergehenden, geben lediglich zusätzliche Hinweise und Übungen.

Hauptquellen

August Fehn, Die Fechtkunst mit Stoß- und Hiebwaffen, 1851

Unbekannt, Gründliche und vollständige Anweisung in der deutschen Fechtkunst auf Stoß und Hieb, 1798

 

Warum diese Quellen?

 

Die "Gründliche und vollständige Anweisung..." ist eines der ältesten Werke zum Thema, und nimmt bereits Fehns modularen Aufbau vorweg. Das eigentliche Kapitel zum Hiebstichfechten fällt zwar in beiden Werken kurz aus, vereint jedoch anhand weniger Partnerübungen und taktischer Überlegungen gekonnt die beiden vorangegangenen Methoden. Bei Fehn ist vor allem die Einführung des Pallaschs als ideale Waffe des 19. Jahrhunderts für Hieb und Stich zu nennen.

 

Die Waffe

Während zur Zeit der Veröffentlichung der gründlichen und vollständigen Anweisung noch der Hau- bzw. Felddegen fürs Rencontre verwendet wurde, finden wir bei Fehn als militärischem Fechtmeister des 19. Jahrhunderts den Pallasch. Dieser wird gerne als "schwerer Säbel mit gerader Klinge" bezeichnet, ist zumeist einschneidig und verfügt über ausgezeichnete Eigenschaften für Hieb und Stich, wenngleich er nicht die Schnittfähigkeit eines Säbels mit deutlicher Krümmung aufweist. Es kommt zu einem eher "hackenden" Hieb, was auch durch die Breite der Klinge und deren ausgeprägten Rücken begünstigt wird.

gekürzter Pallasch, französischer Typ
gekürzter Pallasch, französischer Typ

Übungswaffe des Fechtbodens, Modell "August Fehn".

Die Waffe entspricht in ihren Dimensionen der zu Fehns Zeiten in der hannoveraner Armee gebräuchlichen. Der Korb wurde quartseitig (links) symmetrisch ergänzt und besteht aus Stahl, im Gegensatz zum einseitigen Messingkorb des Originals. Diese Änderungen basieren auf Fehns Kritik der bestehenden Dienstwaffen, sowie auf seiner Ankündigung, einen fürs Fechten geeigneteren Pallasch selbst entwerfen zu wollen. Ob August Fehn seinen Entwurf je verwirklicht hat, ist nicht bekannt, seine Idee aber lebt in diesem Modell fort.

Die Technik

Im Pallasch vereinigen sich steile und verhangene Auslage sowie die Auslage des Stoßfechtens. Der soweit fortgeschrittene Schüler wird zum Experimentieren ermutigt, wobei ihm die Partnerübungen und Hinweise der Quellen als Leifaden und Anregung dienen und der im Vergleich zum Säbel nochmals schwerere und längere Pallasch seine Kraft noch steigert. Taktische Fähigkeiten und genaues Beobachten werden im Freigefecht geschult, Bewegungsabläufe in der Einzellektion korrigiert und verfeinert.