Geschichte

Das gedeckte Hiebfechten könnte sich von der Anwendung der Prinzipien des kreusslerschen Stoßfechtens auf die schwerere Hiebwaffe herleiten, jedoch muss man hierbei bedenken, dass es eine Quelle, die die entscheidenden Merkmale eines gedeckten Hiebfechtens aufweist, bereits 1658 gab, namentlich Erhardus Hennings "Kurtze jedoch gründliche Unterrichtung vom Hieb-fechten". Wilhelm Kreusslers Fechtboden gab es zu der Zeit erst seit ca. 27 Jahren offiziell. Es könnte sich nach derzeitigem Kenntnisstand also auch um eine parallele Evolution handeln.

Einen deutlichen Bezug zwischen kreusslerscher Fechtkunst und gedecktem Hiebfechten stellt zunächst Anton Freidrich Kahns Werk "Anfangsgründe der Fechtkunst" her, welches das Hiebfechten im Anhang behandelt.  

Intensiver befassen sich mit der Thematik die "Gründliche und vollständige Anweisung in der deutschen Fechtkunst", sowie Georg Venturinis "Die Fechtkunst auf Stoß und Hieb" (letzteres jedoch nicht immer klar dem gedeckten Prinzip folgend). Spätere Quellen sind beispielsweise Friedrich August Wilhelm Ludwig Roux "Anweisung zum Hiebfechten", Johann Adolf Werners "Versuch einer theoretischen Anweisung zur Fechtkunst im Hiebe", sowie unsere Hauptquellen, August Fehns "Die Fechtkunst mit Stoß- und Hiebwaffen" und W. Fehns "Die Fechtkunst mit dem krummen Säbel".

Die Unterschiede zwischen den Quellen sind groß, es herrscht selbst zwischen denen, die etwa in der gleichen Zeit geschrieben wurden keine Einigkeit in Bezug auf die verwendete Waffe, wie selbige zu halten sei, oder den Zweck und das Umfeld das Hiebfechtens. Insbesondere das Fechten nach studentischen Regeln (dem sogenannten "Comment"), das sich letztendlich zum heute noch gebräuchlichen Mensurfechten entwickelt, findet sich in späterer Zeit mehr und mehr. 

Hauptquellen

August Fehn, Die Fechtkunst mit Stoß- und Hiebwaffen, 1851

W. Fehn, Die Fechtkunst mit dem krummen Säbel, 1885

 

Warum diese Quellen?

 

Fehns Hiebfechten umfasst, anders als andere Werke, sowohl die verhangene Auslage, bei der die Spitze der Waffe nach unten zeigt, wie auch deren Gegenstück, die steile Auslage, wobei letztere nach Fehn noch deutlich steiler als bei anderen Quellen zum Thema ausfällt. Zudem enthält August Fehns Werk keinerlei aus Duell oder Comment stammende Einschränkungen, hat somit die breitesten Anwendungsmöglichkeiten und ist in jedem Freigefecht mit Vertretern anderer Schulen des Säbelfechtens einsetzbar.

W. Fehns Werk bietet noch einige Ergänzungen, die ein Vertiefen der steilen Auslage erleichtern und ergänzt somit das Buch seines Vaters.

 

Die Waffe

In den ältesten Quellen findet der sogenannte Hieber Verwendung, der sich durch die enthaltenen Beschreibungen als Haudegen identifizieren lässt. Gekrümmte Klingen werden erwähnt, gerade jedoch bevorzugt.

In späterer Zeit finden sich zumeist die auch heute noch im studentischen Fechten gebräuchlichen Waffen, der Korb- bzw. Glockenschläger (damals auch Haurappier genannt), sowie der akademische Säbel mit demselben ausladenden Korb wie der Korbschläger. Militärische Waffen werden, obgleich man denken könnte, gerade diese seien aufgrund ihrer Verwendung im Ernstgefecht maßgeblich, oft nur kurz erwähnt.

August Fehn als Militärfechtmeister jedoch bildet eine Ausnahme. Obgleich er für den ersten Unterricht im Hiebfechten das Haurappier verwenden lässt, so wird er doch nicht müde zu betonen, dass selbiges lediglich als Anfängerwaffe geeignet ist und das Hauptaugenmerk auf der Dienstwaffe liegen muss. Diese unterlag natürlich häufigen Veränderungen und variierte überdies zwischen verschiedenen Einheiten, Dienstgraden und Regionen.

Für unsere Zwecke ist letztendlich jeder Militärsäbel mit ausgeprägtem Korb geeignet, auch der weitverbreitete Kavalleriedegen passt vorzüglich in Fehns System.

Brasilianischer Kavalleriesäbel
Brasilianischer Kavalleriesäbel
Bayerischer Kavalleriedegen
Bayerischer Kavalleriedegen

Die Technik

Fehns Schule ist eine des gedeckten Hiebfechtens, was im Wesentlichen bedeutet, dass man sich selbst während man angreift zu großen Teilen durch die Positionierung der Waffe im Raum schützt, sprich: gedeckt bleibt. Die Vermeidung von Doppeltreffern, die mit scharfen Waffen den Tod beider Fechter zur Folge haben können, spielt eine große Rolle.

Der Schüler lernt sowohl mit der verhangenen, als auch mit der steilen Auslage zu arbeiten, warum wir der steilen zumeist den Vorzug geben, und wann sich ein Wechsel lohnt. Die im Stoßfechten erlangte Körperbeherrschung ermöglicht es, sich langsam an die höheren körperlichen Anforderungen der Hiebwaffe anzupassen. Den Militärsäbel schulgerecht führen zu können, erfordert viel Kraft und Geschick, welche auch durch spezielle Gymnastik ausgebildet und erweitert werden.

Hochquart pariert
Hochquart pariert